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Gustav M

Umbau 2006

Nachdem Johanna geboren war, wurde sehr schnell klar, dass die mechanische Scheibenbremse (Avid BB 7 Road) an unserem Reisetandem mit dem Anhängerbetrieb überfordert war. Es musste also was kräftigeres her. Da wir an unserem MT-Tandem bereits gute Erfahrungen mit der GustavM von Magura gemacht hatten und sie zufällig bei einem Händler zum „Allesmussraus-Preis“ herumlag, fiel uns die Wahl nicht schwer.


Da wir an unserem Reisetandem einen Rennlenker montiert haben und nicht darauf verzichten wollten, mussten wir ein wenig basteln, denn hydraulische Schaltbremsgriffe sind für Rennlenker zur Zeit (2005) nicht auf dem Markt erhältlich. Auf der deutschen Tandemliste wurde vor einiger Zeit mal eine für uns passende Lösung gezeigt, die wir entsprechend umgesetzt haben.


Wir wollten den Bremshebel der GustavM als Zusatzhebel am Oberlenker montieren, ähnlich den Froglevern die es den Crossradlern ermöglichen aus der Oberlenkerposition und der „normalen“ Positionen zu bremsen.


Da der Bremshebel der GustavM für gerade Lenker gemacht ist passt er nicht ohne Nachbearbeitungen an die dickeren Rennlenker.


Ich habe die Schelle soweit aufgefeilt, dass sie gerade am Lenker anliegt ohne ihn einzudrücken. Da jetzt aber die Schraube nicht mehr gerade einzuschrauben war, habe ich ein Stück Gewindestange soweit gebogen, dass sie durch die Schelle in das Gewinde passt und sich noch in das Gewinde einschrauben lässt. Dann noch eine (gekürzte) Langmutter obendrauf und schon hängt der Hebel am Lenker.


Jetzt musste ich nur noch den Seilzug des Schaltbremshebels mit dem Bremshebel verbinden. Dazu bohrte ich in den Bremsgriff ein Loch als Durchführung für das Bremskabel. Der Bremshebel dient dadurch als Gegenhalt für die Bremszugaußenhülle. Für die Fixierung des Bremszuges im Bremshebel habe ich mir professionelle Hilfe geholt, da ich hier auf Nummer Sicher gehen wollte, schließlich ist ein durchrutschender Bremszug bei einem vollbeladenem Tandem mit Anhänger nicht wirklich lustig.


Der freundliche Feinmechaniker meines Vertrauens bohrte ein Loch im oberen Drittel des Bremshebels als Durchführung des Bremszuges und von unten ein Sackloch mit Gewinde. In dieses Sackloch schraubte er eine (oben flachgefeilte) Madenschraube zur Fixierung des Bremszuges. Da der Bremszug im oberen Drittel durch den Bremshebel geführt wird, bleibt mehr Platz (zwei Drittel) für die Madenschraube. Die verwendete Madenschraube kann dann länger sein und deshalb (mehr Gewindegänge) fester angezogen werden.


Hatten wir gedacht nun den schwierigsten Teil der Arbeiten erledigt zu haben mussten wir schnell erkennen, dass die Bremszangenmontage nicht so einfach war wie bei der Avid.


Da die Bremszange der GustavM erheblich größer ist als die durchschnittliche Bremszange, war es nicht so einfach sie in das hintere Rahmendreieck zu montieren.


Beim ersten Versuch verwendeten wir eine Magura-Bremsscheibe mit 210 mm Durchmesser. Da es keinen passenden Bremssattelhalter zu kaufen gab feilte ich uns einen aus Aluminium zurecht. Nach den ersten Ausfahrten stellte sich heraus, das die Brembeläge nicht komplett auf der Bremsscheibe auflagen, dadurch konnte nicht die volle Bremsleistung erzielt werden. Außerdem werden die Bremsbeläge nicht auf der gesamten Fläche abgenutzt, wodurch sich mit der Zeit Überstände bilden würden, die im Extremfall zum Versagen der Bremse führen könnten.


Da das Rahmendreieck keine nähere Position des Bremssattels zur Bremsscheibe zuließ, musste eine größere Scheibe her. Wir googleten ein wenig im Netz und fanden eine 225 mm Scheibe von Hope. Für die neue Scheibe war dann auch ein neuer Sattelhalter notwendig. Jetzt ist genug Platz für die Bremse und die Bemsbeläge liegen richtig auf der Bremsscheibe auf. Nicht nur, dass die neue Bremsscheibe unverschämt gut aussieht, durch die Spiderkonstruktion knistert sie so schön beim abkühlen.


Nach den ersten Ausfahrten mit der neuen Scheibe habe ich die originale Bremsleitung gegen eine Stahlflexleitung von Goodridge ausgetauscht, was die Bremsleistung und den Druckpunkt deutlich verbesserte.


Nach einigen hundert Tandemkilometern mit Kinderanhänger sind wir immer noch sehr zufrieden mit dieser Bremse. Sie hat sich nicht nur im Flachen sondern auch bergab als kraftvoll und standfest erwiesen.


Inzwischen habe ich auf Grund der guten Erfahrungen an einem Santana-Cabrio-Quad einen ähnlichen Umbau durchgeführt. Auch hier führte das Ergebnis zu allgemeiner Zufriedenheit.

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